De-Quervain-Tenosynovitis: Wenn der Daumen nicht mehr mitmacht

Was ist De-Quervain-Tenosynovitis?

De-Quervain-Tenosynovitis ist eine schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung, die die beiden Daumensehnen Abductor Pollicis Longus (APL) und Extensor Pollicis Brevis (EPB) betrifft. Diese laufen gemeinsam durch einen engen Sehnenkanal an der Daumenseite des Handgelenks. Wenn sich die Sehnenscheiden entzünden oder verdicken, führt das zu Reibung, Reizung und Schmerzen — typischerweise beim Greifen, Heben oder Halten von Gegenständen.

Fortschrittliche Methoden wie Triggerpunkt-Therapie, Elektrotherapie und ganzheitliche Ansätze ermöglichen aktiven Sportlern, trotz chronischer Schmerzen ihre Kraft und Beweglichkeit wiederherzustellen und Höchstleistungen zu erzielen. Im Folgenden erhalten Sie Tipps und Ratschläge zu diesem Thema.

Anatomische Illustration der Hand mit entzündeten Sehnen und geschwollenen Sehnenscheiden bei einer Tendovaginitis de Quervain an der Daumenseite des Handgelenks

Typische Symptome:

  • Schmerzen und Schwellung an der Daumenbasis (radialseitig)
  • Verschlimmerung bei Bewegung des Daumens (z. B. Flaschen öffnen, Baby tragen, tippen)
  • Schmerzverstärkung bei der sog. Finkelstein-Teststellung (Daumen in Faust beugen und Hand zur Ulna kippen)

Wie entsteht die Überlastung? → Load vs. Capacity Modell

Unsere Sehnen sind belastbar – bis zu einem gewissen Punkt. Das Load-Capacity-Modell erklärt, wie es zur Entzündung kommen kann: Wenn die Belastung (Load) dauerhaft höher ist als das, was deine Sehne aktuell verträgt (Capacity), entsteht Mikrotrauma. Wird keine Regeneration zugelassen, folgen Entzündung, Reizung oder strukturelle Veränderungen.

Balkendiagramm mit höherer Belastung (Load) im Vergleich zur geringeren Belastbarkeit (Capacity) – Darstellung des Load-vs.-Capacity-Modells bei Sehnenüberlastung

Typische Ursachen:

  • Wiederholtes Tragen (z. B. Kind hochheben)
  • Intensive Smartphone- oder PC-Nutzung
  • Hanteltraining mit viel Greifarbeit
  • Hausarbeiten wie Putzen, Wischen oder Gartenarbeit

Chronische Formen und Sehnendegeneration

Wenn die Entzündung nicht ausheilt, kann sich eine degenerative Tendinopathie entwickeln. Laut dem Jill-Cook-Modell durchläuft eine Sehne folgende Stadien:

Flussdiagramm des Jill-Cook-Modells zur Tendinopathie: Entwicklung von einer normalen Sehne über reaktive Tendinopathie und Tendonendysrepair bis zur degenerativen Tendinopathie mit Möglichkeiten zur Umkehr durch angepasste Belastung
  1. Reaktive Tendinopathie – akute Reaktion auf Überlastung, potenziell reversibel
  2. Desorganisierte Phase – unstrukturierte Kollagenfasern, reduzierte Zellaktivität
  3. Degenerative Tendinopathie – anhaltende Strukturveränderung, reduzierte Belastbarkeit

In der degenerativen Phase verliert die Sehne ihre Fähigkeit, auf Lasten zu reagieren – was bedeutet: weniger Belastung ist nicht immer besser! Es braucht gezielte Reize, um die Struktur wiederaufzubauen.

Physiotherapeutische Behandlung: In 3 Phasen zur Heilung

1. Akute Entzündung reduzieren

Ziel: Reizung stoppen, Schmerzen lindern.

Aktivitäten meiden, die Druck auf die Sehne ausüben:

  • Heben von Babys ohne Unterarmstütze
  • Greifbewegungen (z. B. Kochen, Gartenarbeit, Tippen)
  • Gewichtheben mit Handgelenksbeugung
  • Wiederholte Daumenbewegungen (Smartphone!)

Daumenschiene tragen (Thumb Spica Brace):

Eine Schiene kann gezielt Bewegungen einschränken und die Sehne mechanisch entlasten – vor allem bei alltäglichen Aktivitäten oder nachts.

2. Kapazität wieder aufbauen

Sobald die akute Phase vorbei ist, ist Ruhe nicht mehr die Lösung! Stattdessen muss die Belastbarkeit der Sehne durch dosiertes Training schrittweise gesteigert werden:

Balkendiagramm mit höherer Belastung (Load) im Vergleich zur geringeren Belastbarkeit (Capacity) – Darstellung des Load-vs.-Capacity-Modells bei Sehnenüberlastung

Isometrische Übungen (schmerzfrei!):

  • Daumenabduktion gegen Widerstand
  • Daumenextension gegen Widerstand
  • Opposition (Daumen zur Kleinfingerkuppe drücken)

Triggerball- und Dehnübungen:

Lösen von Spannungen in den Unterarmmuskeln verbessert die Gleitfähigkeit der Sehne.

Progressive Belastung:

Später sollten dynamische Kraftübungen integriert werden – angepasst an deine Sportart, Arbeit oder Alltag.

💡 Wichtig: Schmerzen und Funktion als Leitsystem

Ein gewisses Mass an Schmerz ist in der Aufbauphase erlaubt, solange es nicht > 3/10 auf der Skala ist und nach wenigen Stunden wieder abklingt. Anhaltender oder stechender Schmerz ist dagegen ein Warnsignal zur Anpassung. Neben dem Schmerz ist die Funktion ein ebenso wichtiger Indikator. Im Verlauf der Heilung können Phasen auftreten, in denen die Schmerzen vorübergehend zunehmen – entscheidend ist jedoch, dass sich die funktionelle Leistungsfähigkeit insgesamt verbessert.

Weitere therapeutische Möglichkeiten

Stosswellentherapie (extrakorporale Stosswellen, ESWT)

Diese kann helfen, hartnäckige Reizungen zu modulieren – durch gesteigerte Durchblutung und Stoffwechselprozesse. Besonders bei chronischer Reizung ohne strukturelle Zerstörung.

Kortison (SAID) Injektionen – Nicht empfohlen

Sie reduzieren Entzündungen kurzfristig, sollten aber mit Vorsicht eingesetzt werden:
Kortison kann die Zellproliferation hemmen und damit die Sehnenstruktur dauerhaft schwächen – besonders bei mehrfacher Anwendung.

Fazit - Entlasten, aufbauen, stärken!

De-Quervain-Tenosynovitis ist behandelbar – vorausgesetzt, du erkennst früh die Symptome und reagierst richtig:

  • Entlastung im Alltag & Gym
  • Schiene in der Akutphase
  • Gezielter Kapazitätsaufbau mit Übungen
  • Optional Stosswelle – Vorsicht bei Kortison

Hast du Beschwerden im Daumenbereich?

Dann wende dich an dein:e Physio oder buche direkt einen Termin bei uns. Wir analysieren deine Bewegungsgewohnheiten, helfen dir beim Re-Load und begleiten dich zurück zur schmerzfreien Funktion.

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